Schalldämpfer bei Waffen als Gehörschutz | Warum ein zusätzlicher Gehörschutz trotzdem unverzichtbar ist

Schalldämpfer, auch als Suppressoren bezeichnet, sind ein zunehmend beliebtes Zubehör bei Schusswaffen. Ihre Hauptfunktion besteht darin, den Schallpegel eines Schusses zu reduzieren und den Druck der expandierenden Gase, die bei der Schussabgabe entstehen, zu minimieren.

Dies trägt nicht nur dazu bei, die Lärmbelästigung zu verringern, sondern bietet auch einen Schutz für das Gehör des Schützen. Dennoch reicht ein Schalldämpfer allein nicht aus, um eine vollständige Gehörsicherheit zu gewährleisten. In diesem Artikel beleuchten wir, wie Schalldämpfer das Gehör schützen, wo ihre Grenzen liegen und warum ein zusätzlicher Gehörschutz unverzichtbar ist.

Die Funktionsweise eines Schalldämpfers und seine Wirkung auf den Schall

Ein Schuss verursacht typischerweise einen extrem lauten Knall, der durch die explosionsartige Verbrennung des Treibmittels im Lauf entsteht. Der Schalldruckpegel liegt dabei in der Regel zwischen 140 und 175 Dezibel (dB), je nach Kaliber und Waffentyp. Schon Werte ab 120 dB können das menschliche Gehör schädigen, insbesondere bei wiederholter Exposition.

Schalldämpfer wirken, indem sie die heißen, expandierenden Gase nach der Schussabgabe in einer Kammer verlangsamen und deren Druck reduzieren. Dadurch wird der Schallpegel des Schusses spürbar gesenkt – typischerweise um 20 bis 35 dB.

Ein Gewehrschuss mit Schalldämpfer könnte somit in den Bereich von 110 bis 140 dB fallen. Dies ist deutlich angenehmer und weniger schädlich als ein ungedämpfter Schuss, liegt jedoch oft immer noch über der Schwelle, die als sicher für das Gehör gilt.

Warum ein Schalldämpfer das Gehör nicht vollständig schützt

Trotz der deutlichen Reduzierung des Schallpegels ist ein Schalldämpfer allein nicht ausreichend, um das Gehör vollständig zu schützen. Es gibt mehrere Gründe dafür:

  1. Restschall bleibt gefährlich:
    Selbst mit einem Schalldämpfer bleibt der Schalldruck eines Schusses in einem Bereich, der das Gehör schädigen kann. Werte oberhalb von 85 dB gelten als schädlich bei längerer Exposition, und ein typischer gedämpfter Schuss übersteigt diese Grenze noch immer deutlich, wenn auch nur für eine sehr kurze Dauer.
  2. Körperschall:
    Beim Schießen entsteht nicht nur Luftschall, sondern auch Körperschall, der durch die Knochen des Schützen zum Innenohr übertragen werden kann. Schalldämpfer reduzieren den Luftschall, können den Körperschall jedoch nicht beeinflussen.
  3. Dauerhafte Belastung:
    Besonders für Schützen, die regelmäßig schießen – sei es bei der Jagd, beim Sportschießen oder beim Training – summiert sich die Belastung auf das Gehör über Zeit. Selbst eine moderate Lärmbelastung kann langfristig zu Hörschäden führen.
  4. Andere Lärmquellen:
    Beim Schießen treten auch andere laute Geräusche auf, etwa durch die mechanische Bewegung der Waffe oder das Aufschlagen der Patronenhülsen. Diese Geräusche, wenn auch weniger intensiv als der Schussknall, tragen zur Gesamtbelastung bei. Als Beispiel ist hier der Verschluss von Selbstladern zu erwähnen. Unsere Tests haben gezeigt, dass der daraus resultierende Schallpegel oftmals 130dB überschreitet.
Dämpfungsmessung Schalldämpfer
Dämpfungsmessung Schalldämpfer

Die Bedeutung eines zusätzlichen Gehörschutzes

Ein hochwertiger Gehörschutz – in Form von Ohrstöpseln oder Kapselgehörschützern – ist eine unverzichtbare Ergänzung beim Umgang mit Schusswaffen. Hier sind einige Gründe, warum der kombinierte Einsatz von Schalldämpfer und Gehörschutz sinnvoll ist:

  1. Reduktion auf sichere Pegel:
    Während ein Schalldämpfer den Schallpegel deutlich senkt, kann ein Gehörschutz den verbleibenden Lärm weiter reduzieren, oft um weitere 20 bis 30 dB. Damit wird der Schallpegel in einen Bereich gebracht, der für das Gehör unbedenklich ist.
  2. Schutz vor plötzlichen Geräuschen:
    Gehörschutzgeräte bieten Schutz vor unerwarteten Lärmquellen, wie etwa einem ungedämpften Schuss von einem Schützen in der Nähe.
  3. Langfristige Gesundheitsvorsorge:
    Hörverlust ist kumulativ und irreversibel. Durch die Kombination von Schalldämpfer und Gehörschutz wird das Risiko von Hörschäden auf ein Minimum reduziert, selbst bei regelmäßiger Nutzung von Schusswaffen.
  4. Technologische Vorteile:
    Moderne elektronische Gehörschutzgeräte bieten zusätzlichen Komfort, indem sie leise Geräusche verstärken, wie das Rascheln von Blättern oder Gespräche, während sie laute Geräusche automatisch dämpfen.

Praktische Tipps für maximalen Gehörschutz

  1. Wählen Sie den richtigen Schalldämpfer:
    Achten Sie auf einen hochwertigen Schalldämpfer, der für Ihre Waffe und Munition optimiert ist. Modelle mit hoher Dämpfungsleistung bieten eine bessere Grundlage für den Gehörschutz.
  2. Nutzen Sie angepasste Gehörschutzlösungen:
    Individuell angepasste Ohrstöpsel bieten oft den besten Schutz und Komfort. Alternativ sind Kapselgehörschützer mit hoher Dämmwirkung eine gute Wahl.
  3. Kombination ist entscheidend:
    Verwenden Sie immer sowohl einen Schalldämpfer als auch einen Gehörschutz, insbesondere bei längeren Schießsessions oder dem Einsatz von großkalibrigen Waffen.
  4. Regelmäßige Kontrolle:
    Überprüfen Sie regelmäßig die Funktionalität Ihrer Gehörschutzgeräte und Ihres Schalldämpfers. Schäden oder Abnutzung können deren Wirksamkeit beeinträchtigen.
  5. Vermeiden Sie unnötigen Lärm:
    Reduzieren Sie die Anzahl der Schüsse und setzen Sie auf Techniken, die den Geräuschpegel minimieren, wie etwa die Wahl einer geeigneten Munition.

Fazit

Schalldämpfer sind ein effektives Mittel, um den Schallpegel von Schüssen zu reduzieren und das Gehör zu entlasten. Dennoch reicht ihre Dämpfungsleistung allein nicht aus, um das Gehör vollständig zu schützen.

Der Einsatz eines zusätzlichen Gehörschutzes ist daher unerlässlich, um langfristige Hörschäden zu vermeiden.

Die Kombination aus Schalldämpfer und Gehörschutz bietet nicht nur maximalen Schutz, sondern erhöht auch den Komfort und die Sicherheit beim Schießen – sei es bei der Jagd, im Training oder auf dem Schießstand.